Ein Abend bei Louis Allenby
Je länger ich im Büro saß und darüber nachdachte, desto widerwilliger wurde ich.
Wieso nur hatte ich da zugesagt? Ich musste doch vollkommen verrückt geworden sein.
Ich ging in seine Wohnung, ganz allein! Liess mich auch noch von ihm bekochen!
Ich goss mir einen Kaffee ein und versuchte mich damit zu beruhigen, dass das bei jedem anderen Kollegen gar kein Ding wäre. Und ich wusste offiziell ja immer noch nichts von den Gefühlen, die Allenby für mich hegte. Er hatte mir beim Angeln ja bloß eröffnet, er hätte mich sehr lieb gewonnen. Kein Problem. Nein. Vollkommen in Ordnung alles.
Cuddy hatte natürlich auch schon davon erfahren und rechnete es mir hoch an, wie 'rührend' ich mich doch um diesen Assistenzarzt kümmerte. "Ich kümmere mich nicht - er hat mich eingeladen", gab ich knurrig zurück, aber sie wollte ihre neu gewonnene hohe Meinung über mich nicht so schnell ändern.
Wilson versuchte gestern noch einige Male, mich im Büro anzurufen, aber ich hob nie ab. Ich fragte mich zwar, was er eigentlich wollte, war aber zu trotzig und stolz, das Gespräch anzunehmen. Irgendwann schickte er sogar eine SMS, ob ich auch noch nicht gegessen hätte und ob wir nicht gemeinsam in die Caféteria gehen sollten.
Ich löschte sie ohne zu antworten und machte mich um Punkt 15 Uhr auf den Weg nach Hause.
Zu Hause tigerte ich ruhelos umher und fragte mich immer wieder, wieso ich bloß zugesagt hatte. Zweimal hatte ich den Hörer schon in der Hand und wollte Allenby absagen, aber der Trotz siegte. Ich musste durchaus keinen Abend alleine verbringen, wenn Wilson etwas besseres vor hatte als mit mir abzuhängen. Nicht, wenn ich nicht unbedingt wollte. Wahrscheinlich wollte er sich ohnehin vor der totalen House-Overdose bewahren, die ihn unweigerlich ereilen würde, wenn er neben des langen Wochenendes bei seiner Familie auch noch an diesem Abend etwas mit mir unternehmen würde. Und trotzdem war ich immer noch wütend, auch wenn ich es vor mir selber nicht zugeben wollte. Am liebsten hätte ich ihm heimlich hinterherspioniert.
Aber das tat ich natürlich nicht, sondern machte mich so gegen viertel nach sieben auf den Weg zu Allenby. Das Haus wäre auch ohne Adresse kaum zu verfehlen gewesen, da sein unaussprechliches Auto davor parkte. Ich blieb eine Weile im Auto sitzen, den Kopf ans Lenkrad gelehnt. "Ich Idiot, ich Idiot, ich Idiot!", dachte ich. Dann atmete ich durch, straffte mich und stieg aus. "Ich kann immer noch gehen", dachte ich auf dem Weg zur Tür, tat es aber nicht, sondern klingelte brav.
Mit dem Öffnen der Tür wurde ich auch schon mit einem wunderbaren Duft nach verdammt gutem Essen belohnt. Allenby stand in Jeans und kurzärmeligem Hemd vor mir, einen Kochlöffel in der Hand.
"Hallo, Gregory!", strahlte er mich an. "Komm doch rein!"
Er nahm mir die Jacke ab und musterte mich von oben bis unten. "Erm...das...das rote Hemd steht dir sehr gut..."
Ich fühlte mich etwas unbehaglich. Hätte ich mal besser das himmelblaue genommen, welches anscheinend bloß Cuddy am besten an mir gefiel. "Ähm...danke", sagte ich nur und schaute mich um.
Man kann es nicht anders sagen, seine Wohnung ist ungeheuer geschmackvoll eingerichtet. Der Esstisch war bereits gedeckt und er hatte sogar Kerzen entzündet, wie ich unangenehm berührt feststellte. "Bei jedem anderen wäre das normal", schalt ich mich. Im Hintergrund lief Laugh about it von Racoon und eigentlich herrschte absolute Wohlfühlatmosphäre.
"Eine sehr schöne Wohnung", bemerkte ich und Allenbys Wangen begannen zu glühen.
"Dankeschön. Aber...setz dich doch schon an den Tisch. Das Essen ist gleich fertig. Magst du einen Jasmintee?"
"Jasmintee?!"
Er nickte und setzte mich, den Stock lehnte ich an den Tisch. Allenby schenkte mir einen Tee ein und während ich so dasaß und wartete stellte ich fest, dass er ziemlich gute Musik hörte. Mit der Hand klopfte ich den Takt von Munich von den Editors mit und dachte, dass der Abend vieleicht doch nicht so schlimm werden würde.
Louis brachte zwei Vorspeisenteller mit Bruschetta und Avocadosalat an den Tisch und setzte sich mir gegenüber. "Okay", meinte er, "dann kann es losgehen."
Ich merkte plötzlich, welchen Hunger ich hatte, da ich den Tag bislang ohne Frühstück und ohne Mittagessen verbracht hatte.
Die Vorspeise schmeckte wirklich wunderbar. "Mmmmmmm, das ist gut!", entfuhr es mir.
Louis lächelte bis über beide Wangen. "Das freut mich. Ich hoffe, der Rest ist auch gelungen." Er reichte sein Glas über den Tisch hinweg und mir wurde klar, dass er anstoßen wollte. Nun ja, warum nicht?
Während eines unsagbaren Curry-Hühnchens und danach einem Obstsalat plauderten wir unverfänglich über die Arbeit im Krankenhaus und ich entspannte mich ein wenig. Das Essen war ein Schuß in den Ofen, aber das konnte er ja nicht wissen. Den meisten anderen Menschen hätte es mit Sicherheit geschmeckt.
Vielleicht war es ganz gut, dass er keinen Rotwein hatte. Allzuviel Alkohol sollte ich mir nicht einflößen lassen - man wußte ja nie. Außerdem war ich mit dem Auto hier.
"Magst du einen Espresso?", fragte Louis, als er abgeräumt hatte und ich es mir bereits auf seinem Sofa bequem gemacht hatte. Ich schaute über meine Schulter zu ihm zurück. "Gerne!" So ließ es sich leben.
Es dauerte nicht lang und ich hatte meinen Espresso, doch vorher schlickte ich noch zwei Vicodin, da mein Bein sich schmerzhaft meldete. Louis sah mich mitfühlend an.
"Hast du Schmerzen?"
Ich verzog spöttisch das Gesicht. "Nein, aber die Dinger schmecken einfach zu gut!"
Er schaute verlegen zu Boden und einen Moment hatte ich Panik, er würde mein Bein kurz streicheln, aber er tat es nicht. "Tut mir leid, das war eine dumme Frage."
"Das sind 10 Punkte für dich", grinste ich und trank meinen Espresso.
Glücklicherweise ging die Unterhaltung unverfänglich weiter - Musik, das PPTH, Gott und die Welt. Um zehn ging plötzlich mein Pieper. Ich runzelte die Stirn und schaute nach. Es war Wilson mit einem 'Bitte piep mich an!'
"Ist irgendwas im Krankenhaus?", fragte Allenby. Ich schüttelte nur den Kopf und steckte den Pieper zurück in meine Hosentasche - ohne Wilsons Bitte nachzukommen. Er wollte dieses Date, nun sollte er sehen, wie er damit zurecht kam. Innerlich fühlte ich Genugtuung, dass es ihm offensichtlich nicht gefiel.
Wir unterhielten und über Allenbys Studium und über England und sahen uns sogar Fotos an. North Yorkshire gefiel mir sehr gut, soweit ich das von den Fotos her beurteilen konnte. Louis schien sich sehr darüber zu freuen.
"Es ist herrlich! Du solltest mal hinreisen. Es gibt Wanderwege, die bis nach Schottland hoch gehen."
"Bombenidee", meinte ich trocken. "Vielleicht sollte ich mal einen Wanderurlaub dort verbringen..."
Allenby schluckte und sah aus wie ein begossener Pudel. "Es tut mir leid. Das war dumm von mir. Ich wollte nicht taktlos sein."
"Schon gut", winkte ich ab.
Von der Stereoanlage her ertönten nun die Klänge von Tonight und ich dachte nur "Oh-oh....hoffentlich wird er nun nicht anhänglich...." und betrachtete ihn verstohlen und argwöhnisch.
Er schien tief in Gedanken versunken, blickte dann auf und lächelte. "Das erinnert mich an unseren ersten Abend."
Ich zog eine Braue hoch. "Unser erster Abend?"
Er errötete. "Nunja, der Abend im Pub. Vorher kannte ich dich ja eigentlich bloß vom Sehen her."
Ich nickte nur.
"Ich war sehr beeindruckt von deiner Interpretation dieses Songs", sinnierte er in Gedanken verloren.
"Erm...ja...danke..."
Weg hier!
Ich nahm beiläufig das Fotoalbum wieder zur Hand, doch Louis schaute mir direkt ins Gesicht und streckte plötzlich seine Hand nach meiner Stirn aus.
"Du hast doch eine kleine Beule davongetragen", bemerkte er und strich darüber.
"Nicht schlimm", meinte ich bloß und wünschte mich weit weg.
Mit einem Mal beugte er sich vor, legte einen Arm in meinen Rücken, die andere Hand in meinen Nacken und küsste die Beule. Ich erstarrte zur Salzsäule und fühlte mich wie ein Reh im Scheinwerferlicht eines Trucks. Am liebsten hätte ich wild um mich geschlagen und die Flucht ergriffen. "Was...", konnte ich bloß von mir geben.
Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis er endlich von mir abließ. Sein Blick war seltsam verschleiert und er hatte auf jeder Wange einen glühenden roten Fleck. Ich starrte ihm wohl ziemlich entgeistert ins Gesicht, denn er beeilte sich nun zu sagen, dass seine Mutter das auch immer gemacht hätte.
"O-kaaaaay", brachte ich hervor. "Sicher ist sie nun im Nu verschwunden...."
Er sah mich auf die gleiche Weise an wie im Cottage nachdem ich Klavier gespielt hatte undich bekam wirklich Angst.
Bitte sag es nicht, bitte sag es nicht, bitte sag es nicht!
Plötzlich blinzelte er. "Ähm....noch einen Kaffee? Oder eine Latte Macchiato? Oder einen Yogi-Tee?"
Ich nickte. "Mhm."
"Was denn?"
"Erm...Latte bitte."
Und schon war er in die Küche gewuselt, während ich heimlich auf die Uhr sah. Es war bereits viertel vor 11. Wie doch die Zeit vergeht, wenn man Spaß hat...
Mit zwei zugegebenermaßen grandios aussehenden Latte Macchiato kehrte er zum Sofa zurück undic gab vor, dass mein Pieper sich nochmals gemeldet hatte.
Louis schaute mich mit großen Augen an. "Ist irgendwas?"
Ich lächelte ihn liebenswürdig an und zuckte die Achseln. "Ja, ich müsste gleich nach Hause. Aber zuerst trinke ich noch gemütlich meinen Kaffee."
Ich zwang mich dazu, langsam zu trinken und nicht überstürzt zu fliehen - denn so würde er bloß merken, dass ich nicht nur Verdacht geschöpft hatte, sondern Bescheid wusste.
Ich konnte es noch gar nicht fassen, als ich endlich im Auto saß und auf dem Weg nach Hause war. Zum Abreagieren hörte ich mir erstmal die Infadels mit Can't get enough an.
Wieso nur hatte ich da zugesagt? Ich musste doch vollkommen verrückt geworden sein.
Ich ging in seine Wohnung, ganz allein! Liess mich auch noch von ihm bekochen!
Ich goss mir einen Kaffee ein und versuchte mich damit zu beruhigen, dass das bei jedem anderen Kollegen gar kein Ding wäre. Und ich wusste offiziell ja immer noch nichts von den Gefühlen, die Allenby für mich hegte. Er hatte mir beim Angeln ja bloß eröffnet, er hätte mich sehr lieb gewonnen. Kein Problem. Nein. Vollkommen in Ordnung alles.
Cuddy hatte natürlich auch schon davon erfahren und rechnete es mir hoch an, wie 'rührend' ich mich doch um diesen Assistenzarzt kümmerte. "Ich kümmere mich nicht - er hat mich eingeladen", gab ich knurrig zurück, aber sie wollte ihre neu gewonnene hohe Meinung über mich nicht so schnell ändern.
Wilson versuchte gestern noch einige Male, mich im Büro anzurufen, aber ich hob nie ab. Ich fragte mich zwar, was er eigentlich wollte, war aber zu trotzig und stolz, das Gespräch anzunehmen. Irgendwann schickte er sogar eine SMS, ob ich auch noch nicht gegessen hätte und ob wir nicht gemeinsam in die Caféteria gehen sollten.
Ich löschte sie ohne zu antworten und machte mich um Punkt 15 Uhr auf den Weg nach Hause.
Zu Hause tigerte ich ruhelos umher und fragte mich immer wieder, wieso ich bloß zugesagt hatte. Zweimal hatte ich den Hörer schon in der Hand und wollte Allenby absagen, aber der Trotz siegte. Ich musste durchaus keinen Abend alleine verbringen, wenn Wilson etwas besseres vor hatte als mit mir abzuhängen. Nicht, wenn ich nicht unbedingt wollte. Wahrscheinlich wollte er sich ohnehin vor der totalen House-Overdose bewahren, die ihn unweigerlich ereilen würde, wenn er neben des langen Wochenendes bei seiner Familie auch noch an diesem Abend etwas mit mir unternehmen würde. Und trotzdem war ich immer noch wütend, auch wenn ich es vor mir selber nicht zugeben wollte. Am liebsten hätte ich ihm heimlich hinterherspioniert.
Aber das tat ich natürlich nicht, sondern machte mich so gegen viertel nach sieben auf den Weg zu Allenby. Das Haus wäre auch ohne Adresse kaum zu verfehlen gewesen, da sein unaussprechliches Auto davor parkte. Ich blieb eine Weile im Auto sitzen, den Kopf ans Lenkrad gelehnt. "Ich Idiot, ich Idiot, ich Idiot!", dachte ich. Dann atmete ich durch, straffte mich und stieg aus. "Ich kann immer noch gehen", dachte ich auf dem Weg zur Tür, tat es aber nicht, sondern klingelte brav.
Mit dem Öffnen der Tür wurde ich auch schon mit einem wunderbaren Duft nach verdammt gutem Essen belohnt. Allenby stand in Jeans und kurzärmeligem Hemd vor mir, einen Kochlöffel in der Hand.
"Hallo, Gregory!", strahlte er mich an. "Komm doch rein!"
Er nahm mir die Jacke ab und musterte mich von oben bis unten. "Erm...das...das rote Hemd steht dir sehr gut..."
Ich fühlte mich etwas unbehaglich. Hätte ich mal besser das himmelblaue genommen, welches anscheinend bloß Cuddy am besten an mir gefiel. "Ähm...danke", sagte ich nur und schaute mich um.
Man kann es nicht anders sagen, seine Wohnung ist ungeheuer geschmackvoll eingerichtet. Der Esstisch war bereits gedeckt und er hatte sogar Kerzen entzündet, wie ich unangenehm berührt feststellte. "Bei jedem anderen wäre das normal", schalt ich mich. Im Hintergrund lief Laugh about it von Racoon und eigentlich herrschte absolute Wohlfühlatmosphäre.
"Eine sehr schöne Wohnung", bemerkte ich und Allenbys Wangen begannen zu glühen.
"Dankeschön. Aber...setz dich doch schon an den Tisch. Das Essen ist gleich fertig. Magst du einen Jasmintee?"
"Jasmintee?!"
Er nickte und setzte mich, den Stock lehnte ich an den Tisch. Allenby schenkte mir einen Tee ein und während ich so dasaß und wartete stellte ich fest, dass er ziemlich gute Musik hörte. Mit der Hand klopfte ich den Takt von Munich von den Editors mit und dachte, dass der Abend vieleicht doch nicht so schlimm werden würde.
Louis brachte zwei Vorspeisenteller mit Bruschetta und Avocadosalat an den Tisch und setzte sich mir gegenüber. "Okay", meinte er, "dann kann es losgehen."
Ich merkte plötzlich, welchen Hunger ich hatte, da ich den Tag bislang ohne Frühstück und ohne Mittagessen verbracht hatte.
Die Vorspeise schmeckte wirklich wunderbar. "Mmmmmmm, das ist gut!", entfuhr es mir.
Louis lächelte bis über beide Wangen. "Das freut mich. Ich hoffe, der Rest ist auch gelungen." Er reichte sein Glas über den Tisch hinweg und mir wurde klar, dass er anstoßen wollte. Nun ja, warum nicht?
Während eines unsagbaren Curry-Hühnchens und danach einem Obstsalat plauderten wir unverfänglich über die Arbeit im Krankenhaus und ich entspannte mich ein wenig. Das Essen war ein Schuß in den Ofen, aber das konnte er ja nicht wissen. Den meisten anderen Menschen hätte es mit Sicherheit geschmeckt.
Vielleicht war es ganz gut, dass er keinen Rotwein hatte. Allzuviel Alkohol sollte ich mir nicht einflößen lassen - man wußte ja nie. Außerdem war ich mit dem Auto hier.
"Magst du einen Espresso?", fragte Louis, als er abgeräumt hatte und ich es mir bereits auf seinem Sofa bequem gemacht hatte. Ich schaute über meine Schulter zu ihm zurück. "Gerne!" So ließ es sich leben.
Es dauerte nicht lang und ich hatte meinen Espresso, doch vorher schlickte ich noch zwei Vicodin, da mein Bein sich schmerzhaft meldete. Louis sah mich mitfühlend an.
"Hast du Schmerzen?"
Ich verzog spöttisch das Gesicht. "Nein, aber die Dinger schmecken einfach zu gut!"
Er schaute verlegen zu Boden und einen Moment hatte ich Panik, er würde mein Bein kurz streicheln, aber er tat es nicht. "Tut mir leid, das war eine dumme Frage."
"Das sind 10 Punkte für dich", grinste ich und trank meinen Espresso.
Glücklicherweise ging die Unterhaltung unverfänglich weiter - Musik, das PPTH, Gott und die Welt. Um zehn ging plötzlich mein Pieper. Ich runzelte die Stirn und schaute nach. Es war Wilson mit einem 'Bitte piep mich an!'
"Ist irgendwas im Krankenhaus?", fragte Allenby. Ich schüttelte nur den Kopf und steckte den Pieper zurück in meine Hosentasche - ohne Wilsons Bitte nachzukommen. Er wollte dieses Date, nun sollte er sehen, wie er damit zurecht kam. Innerlich fühlte ich Genugtuung, dass es ihm offensichtlich nicht gefiel.
Wir unterhielten und über Allenbys Studium und über England und sahen uns sogar Fotos an. North Yorkshire gefiel mir sehr gut, soweit ich das von den Fotos her beurteilen konnte. Louis schien sich sehr darüber zu freuen.
"Es ist herrlich! Du solltest mal hinreisen. Es gibt Wanderwege, die bis nach Schottland hoch gehen."
"Bombenidee", meinte ich trocken. "Vielleicht sollte ich mal einen Wanderurlaub dort verbringen..."
Allenby schluckte und sah aus wie ein begossener Pudel. "Es tut mir leid. Das war dumm von mir. Ich wollte nicht taktlos sein."
"Schon gut", winkte ich ab.
Von der Stereoanlage her ertönten nun die Klänge von Tonight und ich dachte nur "Oh-oh....hoffentlich wird er nun nicht anhänglich...." und betrachtete ihn verstohlen und argwöhnisch.
Er schien tief in Gedanken versunken, blickte dann auf und lächelte. "Das erinnert mich an unseren ersten Abend."
Ich zog eine Braue hoch. "Unser erster Abend?"
Er errötete. "Nunja, der Abend im Pub. Vorher kannte ich dich ja eigentlich bloß vom Sehen her."
Ich nickte nur.
"Ich war sehr beeindruckt von deiner Interpretation dieses Songs", sinnierte er in Gedanken verloren.
"Erm...ja...danke..."
Weg hier!
Ich nahm beiläufig das Fotoalbum wieder zur Hand, doch Louis schaute mir direkt ins Gesicht und streckte plötzlich seine Hand nach meiner Stirn aus.
"Du hast doch eine kleine Beule davongetragen", bemerkte er und strich darüber.
"Nicht schlimm", meinte ich bloß und wünschte mich weit weg.
Mit einem Mal beugte er sich vor, legte einen Arm in meinen Rücken, die andere Hand in meinen Nacken und küsste die Beule. Ich erstarrte zur Salzsäule und fühlte mich wie ein Reh im Scheinwerferlicht eines Trucks. Am liebsten hätte ich wild um mich geschlagen und die Flucht ergriffen. "Was...", konnte ich bloß von mir geben.
Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis er endlich von mir abließ. Sein Blick war seltsam verschleiert und er hatte auf jeder Wange einen glühenden roten Fleck. Ich starrte ihm wohl ziemlich entgeistert ins Gesicht, denn er beeilte sich nun zu sagen, dass seine Mutter das auch immer gemacht hätte.
"O-kaaaaay", brachte ich hervor. "Sicher ist sie nun im Nu verschwunden...."
Er sah mich auf die gleiche Weise an wie im Cottage nachdem ich Klavier gespielt hatte undich bekam wirklich Angst.
Bitte sag es nicht, bitte sag es nicht, bitte sag es nicht!
Plötzlich blinzelte er. "Ähm....noch einen Kaffee? Oder eine Latte Macchiato? Oder einen Yogi-Tee?"
Ich nickte. "Mhm."
"Was denn?"
"Erm...Latte bitte."
Und schon war er in die Küche gewuselt, während ich heimlich auf die Uhr sah. Es war bereits viertel vor 11. Wie doch die Zeit vergeht, wenn man Spaß hat...
Mit zwei zugegebenermaßen grandios aussehenden Latte Macchiato kehrte er zum Sofa zurück undic gab vor, dass mein Pieper sich nochmals gemeldet hatte.
Louis schaute mich mit großen Augen an. "Ist irgendwas?"
Ich lächelte ihn liebenswürdig an und zuckte die Achseln. "Ja, ich müsste gleich nach Hause. Aber zuerst trinke ich noch gemütlich meinen Kaffee."
Ich zwang mich dazu, langsam zu trinken und nicht überstürzt zu fliehen - denn so würde er bloß merken, dass ich nicht nur Verdacht geschöpft hatte, sondern Bescheid wusste.
Ich konnte es noch gar nicht fassen, als ich endlich im Auto saß und auf dem Weg nach Hause war. Zum Abreagieren hörte ich mir erstmal die Infadels mit Can't get enough an.
2 Comments:
Tee... und Curry-Huhn, ja das klingt wirklich nach einem "reizenden" Abend.
Aber verzeihen Sie mir wenn ich sage: Ich habe gerade Tränen gelacht
Schön...
Post a Comment
<< Home