Friday, September 08, 2006

Es gibt auch Träume, mit denen die Tage gut beginnen

Was sage ich?
Gut?
Neiiin, mehr als gut.
Kennen Sie auch diese Träume, aus denen Sie am liebsten nie mehr wieder erwachten? Heute hatte ich einen dieser Sorte.
Ich war mit Vogler in einem Flugzeug und er wollte mit dem Fallschirm abspringen. Die Tür stand schon auf und ich assistierte ihm beim Anschnallen des Schirms.
Natürlich war ich gewissenhaft dabei, was denken denn Sie?
"Was meinen Sie, House? Wird alles gut gehen?" fragte er mich.
Ich reckte nur den Daumen nach oben und nickte beruhigend.
"Es sei denn, Sie sind zu fett für den Fallschirm", fühte ich dann aber hinzu.
"Niemals", entgegnete er und sprang.
Er zog die Reissleine, der Schirm öffnete sich und...............
trug sein Gewicht nicht.
Als nutzloses Fähnchen wehte er hinter ihm her, als er wie ein Sack Mehl gen Boden stürzte.
Ich zückte mein Handy und rief den Sargmacher an.
"Vergessen Sie den Jumbosarg. Es reicht eine kingsize Plastiktüte."

Im Aufwachen umspielte noch immer ein Lächeln meine Lippen und ich machte mich pfeifend ans Aufstehen. Heute sah mir niemand zu und mein erster Weg führte in die Küche und ich setzte Kaffee auf. Der nächste Griff war das vertraute braune Schraubglas. Ich schüttelte drei Tabletten heraus in meine Hand und betrachtete sie eine Weile unschlüssig. Schließlich warf ich eine zurück ins Glas und nahm zwei mit ein wenig Wasser ein. Ich kann sie auch trocken schlucken, aber mit etwas Wasser wirken sie schneller.

Heute lenkte ich meinen Wagen schon um 8:00 Uhr ins Parkhaus - schließlich ist Freitag und ich wollte eher gehen. Als ich ausstieg und zum Eingang ging, sah ich Allenbys unaussprechliches Ungetüm von einem Auto in der Parklücke neben Wilsons Wagen stehen. (Warum um alles in der Welt ist James immer so früh anwesend hier?) Allenby saß noch drin - zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Umso besser, so würde er mich auf keinen Fall bemerken. Ich humpelte so schnell ich konnte auf den Eingang zu und verschwand um die Ecke. Der Pförtner grüßte mich und deutete auf den Bildschirm, der das Parkhaus anzeigte. "Wissen Sie, was mit dem los ist? Der steht da sicher schon 'ne halbe Stunde und steigt nicht aus."
Ich zuckte die Achseln. "Briten. Bei denen weiss man doch nie, was in ihnen vorgeht."

Auf dem Weg ins Büro lenkte ich meine Schritte erst einmal in die Küche, um mir einen weiteren Kaffee mitzunehmen. Chase gammelte nutzlos auf einem Stuhl und probierte mit seiner neuen Digitalkamera herum - ein Ergebnis sehen Sie hier:

Es wird wirklich Zeit, dass wir eine neue Kaffeemaschine bekommen, der Kaffee wird von Tag zu Tag widerlicher hier. Noch eine Sache, in die man Voglers Geld gut hätte investieren können.
Mit der häßlichen Kaffeetasse in der Hand begegnete ich als erstes Cuddy, die mir sogleich eine Akte unter den Arm klemmte. "Sie haben sofort was zu tun!" flötete sie. Im Büro angelangt schaute ich mir den Fall gleich an und musste dann wohl oder übel zu besagtem Patienten ans Bett. Ein junger Mann mit Atemproblemen und seltsamem Ausschlag. Wunderbar! Den Ausschlag würde ich Chase behandeln lassen. Vielleicht würde es auch noch etwas Auswurf zu beseitigen oder untersuchen geben für ihn - der Tag versprach wirklich himmlisch zu werden.
Zwischendurch grübelte ich heute öfter darüber nach, wieso ich gestern zu feige gewesen war, zu Camerons neuer Arbeitsstelle zu fahren. Ich war schon an der Kreuzung, nahm dann aber die andere Abzweigung und fuhr heim. Was soll ich ihr auch sagen? "Glückwunsch, ich muss niemanden mehr kündigen. Sie brauchten Ihren Job nicht hinschmeissen. Kommen Sie zurück zum glücklichsten Ort auf Erden!" Nein, ich denke, das wird sie kaum überzeugen. Ich war ja auch nicht grade herzlich zu ihr und wer sehnt sich schon nach einem Chef der auf die Frage "Mögen Sie mich eigentlich?" "Nein" antwortet...
So haben wir immer noch nicht unsere Immunologin wieder mit an Bord und als ich daheim ankam, hatte ich es auch schon wieder vergessen. Gestern abend kam Wilson vorbei und brachte wieder etwas vom Chinesen mit:

Tolles Bild...ich weiss, es ist nicht allzu hell. Aber hey, es war Abend! Er redete mir noch ziemlich lange ins Gewissen wegen meiner Vicodin bzw. meiner Tagesdosis. Ich konnte ihm nichtmal beantworten, wie viele ich davon am Tag nehme. Ich wusste nur, dass ich immer das größte Glas kaufe, es aber nie wirklich lange hält. Jetzt stehe ich unter seiner Beobachtung, nehme ich an. Aber irgendwo tut es auch gut, wenn ich weiss, da ist jemand, dem etwas an mir liegt und der sich Gedanken macht über mich. Ich würde das niemals zugeben, aber es ist so.

Auf dem Weg zu seinem Büro kam ich auch an dem von Allenby vorbei. Die Jalousien standen offen und ich konnte sehen, dass er einfach nur an seinem Schreibtisch saß und das Gesicht in den Händen verbarg. Ob Wilson von dieser laxen Arbeitsmoral wohl wusste? Aber das musste mich ja nicht interessieren, also ging ich einfach weiter. Cuddy eilte grade den Flur entlang und blieb vor mir stehen. "Haben Sie das auch gesehen?"
"Was denn?"
"Dr. Allenby...Er ist schon den ganzen Tag so."
"Er faulenzt, wenn Sie mich fragen", entgegnete ich und ging weiter.

Der Tag hatte so gut begonnen und war nun schon vor dem Mittagessen fast wieder vollkommen ruiniert, denn auch James sprach mich als erstes auf Allenby an. "Was wollen denn alle heute von mir?" fauchte ich ihn an.
"Ja du siehst doch, wie er heute ist..."
"Und? Kann ich was dafür?!"
James verschränkte die Arme und sah mich streng an. "Ich denke schon!"
"Mensch, vielleicht war sein Porridge heute früh nicht gut und er hat sich den Magen verdorben! Ich habs jedenfalls nicht vergiftet."
"Ich glaube eher, er leidet unter deinem Benehmen von gestern, Gregory. Er sieht jedenfalls nach einer ziemlich schlaflosen Nacht aus."
Ich zuckte die Achseln und setzte mich. Eigentlich hatte ich mit James einen vernünftigen Kaffee trinken (die Kaffeemaschine in der Onkologie ist nämlich noch in Ordnung) und etwas plaudern wollen. Nun gut, immerhin bekam ich den Kaffee. Und geplaudert haben wir auch, wenn auch nicht über Themen, zu denen ich mich austauschen wollte. Thema Nummer 1 war mein Vicodin-Konsum, Thema Nummer 2 der Dorn in meiner Seite - Allenby.
"Er kam heute früh als erstes zu mir und fragte nach einigem Herumdrucksen, wie es eigentlich sei, 'wenn House einen mag'..."
"Und was hast du ihm gesagt?"
"Die Wahrheit. Dass es kaum einen Unterschied macht und man dich schon sehr lange kennen muss, um es zu bemerken", grinste er. "Darauf meinte er aber gleich 'Er mag Sie, oder?' Das konnte ich ja nun nicht abstreiten. Auch, wenn immer wieder behauptet wird, dass du niemanden magst und niemand dich mag. Aber ich denke, ich bin irgendwie von diesem 'Sprichwort' ausgenommen."
Ich seufzte. "Das bist du wohl..."
Wilson sah mich eine Weile an und meinte dann: "Ich denke immer noch, du solltest dich bei ihm entschuldigen. Es geht ihm wirklich nicht gut..."
Ich lehnte mich im Stuhl zurück und schaute an die Decke. "Und ich denke immer noch, dass das vollkommen unnötig ist. Jeder könnte ihm bescheinigen, dass ich das gleiche zu jedem anderen gesagt hätte."
"Hättest du nicht."
"Hätte ich doch!"
Ich erhob mich und zuckte kurz zusammen, als der plötzlich aufflammende Schmerz in meinem Bein kleine Lichtpunkte vor meinem Auge tanzen ließ. "Alles in Ordnung, Greg?", fragte Wilson besorgt. Ich nickte und tippte zum Abschied an meine Stirn.

Auf dem Weg zurück in mein Büro kam ich am Getränkeautomaten vorbei und sah Allenby daran lehnen. Mit einer Hand stütze er sich daran ab, seine Stirn war an den Automaten gelehnt und er hielt die Augen geschlossen. Weiter vorne tuschelten zwei Schwestern und waren offensichtlich unschlüssig, welche von beiden das Privileg genießen durfte, ihn anzusprechen. Ich bemühte mich, möglichst leise an ihm vorbei zu gehen, damit er nicht bemerkte, wer dort vorbeikam. Ein paar Meter weiter blieb ich stehen und haderte mit mir. Ich hasste es, wenn Wilson es schaffte, mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Ich atmete tief durch, drehte wieder um und fand ihn immer noch in der selben Haltung dort vor.
"Dr. Allenby?"
Er fuhr zusammen und sah mich an. "W-was?"
Er blinzelte kurz und ich bemerkte dunkle Ringe unter seine Augen. Das war nicht meine Schuld. Nein. Er hatte einfach mies geschlafen und nun ging es ihm nicht gut.
"Oh...hallo, Dr. House", meinte er dann matt und versuchte ein Lächeln.
"Geht es Ihnen gut?" fragte ich ihn.
Er schaute auf seine Schuhe. "Es...es ist nichts....alles okay."
"Ah....in Ordnung. Dann war das sicher nur ein kleines Tête-a-Tête mit dem Getränkeautomaten. Sehr romantisch. Dann noch viel Spaß dabei."
Ich wandte mich zum Gehen und er seufzte. "Ich stehe hier rum wie ein Idiot, ich weiss."
Grinsend drehte ich mich zu ihm um. "Das sind 100 Punkte für Sie!"
Er schloß zu mir auf und ging neben mir her. "Ich freue mich, dass Sie gefragt haben."
"Wieso das?" fragte ich und sah ihn kurz von der Seite her an.
"Hm...ich weiss nicht. Sie hätte ja auch weitergehen können."
"Hätte ich nicht. Es bildete sich schon eine Schlange am Getränkeautomaten."
Er grinste unbeholfen und schien etwas mit sich auszumachen. Als ich in mein Büro gehen wollte, hielt er mich kurz am Arm fest. Lass los!
"Haben...Haben Sie schon zu Mittag gegessen, Dr. House?"
Oh nein...
Ich schloß kurz die Augen und wandte mich dann wieder zu ihm um. "Nein."
"Würden Sie vielleicht mit mir gehen?"
Ich schnaufte und wollte schon verneinen, doch Wilsons Worte hallten in meinem Gedächtnis. So könnte ich mich entschuldigen, ohne ein Wort zu der ganzen Sache zu sagen.
"Also gut, warum nicht?"
Ein überraschtes Strahlen huschte über sein Gesicht und wir gingen schweigend nebeneinander her. Ich lenkte meine Schritte in Richtung Kantine, doch Allenby blieb stehen. "Auf den Fraß dort habe ich heute keine Lust... Gehen wir doch zum Italiener."
"Ich lade Sie ein", schob er schnell hinterher.
Ich zuckte die Achseln. "Gut, wegen mir..."
Im Rausgehen trafen wir auf Cuddy, die mich lächelnd musterte. "Wo gehen Sie denn hin?"
"Essen", antwortete ich knapp.
"Ach wie schön...wohin denn?"
"Drüben zum Italiener", entgegnete Dr. Allenby und deutete um die Ecke.
"Fein! Dann guten Appetit!" flötete sie uns zu. Sie war offensichtlich erfreut, dass ich mich um einen Assistenzarzt zu kümmern schien.

Beim Italiener angelangt orderte ich ein Glas trockenen Rotwein und eine Portion Tagliatelle mit Steinpilzen. Allenby begnügte sich mit Wasser und einer vegetarischen Pizza.
Hoffentlich würde das hier schnell vorübergehen und keine unangenehmen Fragen auftauchen.

2 Comments:

Anonymous Anonymous said...

Und wie geht es nun weiter?
Wie war das Essen mit Allenby?

September 10, 2006  
Blogger Dr. Gregory House said...

Gemach, Gemach....
Geduld ist eine Tugend.

September 11, 2006  

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