Tuesday, October 10, 2006

Der gestrige Abend III

"Du hast schon recht, Jim, allerdings stell dir doch mal vor, du würdest einer Person dein Herz über 'jemanden' ausschütten und dieser Jemand würde es mit anhören. Das wäre doch sicherlich auch nicht wirklich prickelnd, oder?", fragte ich James und schaute zu ihm hoch.
"Das mag schon sein", entgegnete James nach einem kurze Zögern. "Da ich aber nie über Jemanden reden würde, könnte mir das auch nicht passieren."
Ich schaute zu ihm hoch und atmete tief durch. "Mit gar niemandem? Gar nie?", blinzelte ich ihn an, was ihm ein kurzes Lachen entlockte. "Nein, mit gar niemandem! Komm jetzt lass uns wieder zu den anderen gehen." Mit den Worten wandte er sich zur Tür. "Du weißt schon, dass ich es irgendwann aus dir heraus bekomme, oder?", sagte ich grade als Foreman eintrat.
"Was machen Sie hier?"
Ich grinste ihn an und entgegnete: "Verraten Sie es bitte nicht Cuddy...Wir dürfen eigentlich keinen Sex hier haben heute Abend. Aber ich dachte, in Ihrem Büro bekommt das keiner mit."
James gab mir einen Hieb auf den Hinterkopf und Foreman deutete grinsend auf das gekippte Fenster.
"Soso....lauschen, was?" Er spähte verstohlen hinaus und sah Allenby immer noch mit Cuddy diskutieren.
"Ich habe mir das auch nicht ausgesucht!", hörten wir ihn schniefen. "Es ist einfach so passiert..."
"Er ist ein Arschloch!", rief Cuddy aus. "Das kann doch alles nicht sein. Was finden Sie nur an ihm?"
Fast hätte ich ein indigniertes "Hey!" ausgerufen, aber James hielt mir im letzten Moment den Mund zu. Ich nutzte die Chance, ließ meine Zungenspitze über seine Handinnenfläche streichen, schloß dabei genießerisch die Augen und zog die Brauen hoch. James schien kurz zu überlegen, was das war, unterdrückte einen Fluch, weil er nicht wollte dass Foreman merkte, was ich tat, riss seine Hand zurück und funkelte mich an.
Ich giggelte so leise es ging in mich hinein und bekam James' Ellenbogen in die Rippen.
"Er...er ist kein Arschloch...Schauen Sie doch enfach hinter die Fassade, Dr.Cuddy", antwortete Allenby immer noch schniefend. Dann seufzte er tief und fuhr fort "Und es wird mit jedem Tag schlimmer...Ich weiß nicht, was ich machen soll."
"Oh Mann, der redet echt von Ihnen, House, oder?", flüsterte Foreman. "Sie haben ein Problem, ein verdammt großes Problem."
Ich schüttelte den Kopf. "Nicht ich. Er!"
James war seltsam still geworden und saß in Gedanken versunken auf Foremans Schreibtisch. Ich betrachtete ihn aufmerksam und sah, wie sich sein Unterkiefer bewegte. "James?", fragte ich leise.
Er sah auf. "Hm?"
"Denkst du grade an deinen 'jemand'?", fragte ich noch leiser, damit Foreman es nicht hörte und legte sachte meine Hand auf sein Bein.
Mit einem Mal rutschte er vom Schreibtisch und war an der Tür. "Lasst uns gehen, ich denke, wir haben genug gehört."
Nachdenklich sah ich ihn an und erhob mich dann auch. "Du hast Recht. Nachher suchen sie uns noch."
Foreman zuckte die Achseln, "Okay!", und so setzten wir uns in Bewegung.

Als wir zurück in den Aufenthaltsraum kamen, drehten sich Dr. Reid und Chase zu uns um. "Wo kommen Sie den jetzt alle auf einmal her?"
"Wir mussten pinkeln", versetzte ich und das schien ihr mächtig unangenehm zu sein.
"Oh. Oh... Oh....Entschuldigung..."
"Das macht doch überhaupt nichts", antwortete ich mit dem liebenswürdigsten Lächeln, welches mir zur Verfügung stand. Dann legte ich Chase eine Arm um die Schultern und sagte ihm leise ins Ohr, dass seine seltsam schmalen Krawatten doch immer etwas merkwürdig aussähen. Unbewußt richtete er sie direkt und schaute mich groß an.
"Meinen Sie das im Ernst?"
Ich nickte und ließ ihn los. "Aber ja doch!"
Dann machte ich mich auf den Weg auf den Balkon, wobei James zu mir rübergestikulierte und mir augenscheinlich klar machen wollte, dass das doch sehr unpassend wäre nun. Ich lächelte ihm zu und hinkte nach draußen, wo sich sogleich Cuddy und Allenby zu mir umwandten.
"House...", sagte Cuddy nur und warf Allenby einen besorgten Blick zu.
Ich zückte eine Zigarre. "Störe ich? Ich wollte die hier bloß nicht drinnen rauchen..."
Allenby sah mich mit verquollenen Augen an und schüttelte den Kopf. "Nein, nein, ist schon okay. Wir haben uns bloß über meine Arbeit unterhalten."
Ich zündete die Zigarre an und nahm einen tiefen Zug. "Die ist wirklich erstaunlich, Dr. Cuddy", meinte ich und legte Allenby einen Arm um die Schulter. Er versteifte sich kurz um sich dann sofort regelrecht an mich anzulehnen. Ich tätschelte kurz seine Schulter und ließ ihn dann wieder los.
"Louis, du siehst irgendwie nicht gut aus", bemerkte ich mit einem forschenden Blick in sein Gesicht. "Ist dir übel geworden?"
Schnell schüttelte er den Kopf. "Alles in Ordnung...Mir ist bloß was...ins Auge geflogen."
"Ah!", sagte ich nur und blickte ihm tief in die Augen. "Scheint aber weg zu sein."
Er schluckte und gab nur ein "Mhm" von sich, während Cuddy mir einen fassungslosen Blick zuwarf. Ich löschte meine Zigarre an der Brüstung und meinte, ich würde die beiden noch etwas weiterdiskutieren lassen. Mit den Worten war ich schon wieder drinnen.

James sprach grade mit Dr. Reid, die etwas verloren herumgestanden hatte. Ich ging kurz in mein Büro, um die Karte vom Pizzaservice zu holen und rannte auf dem Rückweg beinahe mit Allenby zusammen, der mit verstörtem Blick gen Ausgang strebte. Allenby wich mir aus und geriet so in Chase' "Flugbahn", der mit stierem Blick auf Cameron zwei Cocktailgläser in deren Richtung trug. Verdutzt blieb er stehen, als Allenby sich an ihm vorbeidrückte, machte einen Schritt nach hinten und stolperte über Foremans Bein, der sich eben zu dem Gespräch zwischen James und Dr. Reid hinzugesellen wollte. Es kam wie es kommen musste und er kippte beide Cocktails über Dr. Reids hübsches Abendkleid. Sie sah aus, als wolle sie am liebsten losweinen und sehr passend sangen die Smashing Pumpkins gerade mein "Rauschlied" - Chase besitzt diese CD auch.
"Dr. Chase!", hörten wir Cuddy ausrufen, die gerade vom Balkon hereinkam. Chase war schon fast dabei, Dr. Reids Dekolleté trockenzutupfen, besann sich aber im letzten Moment eines besseren. Ich hatte größte Mühe, mir ein gehässiges Lachen zu verkneifen und Cuddy schickte Chase und Reid in deren Wohnung, damit sie sich umziehen konnte.
Ich wette, dass Chase da gerne mal einen Blick riskiert hätte...

Mit dem Pizzaservice-Zettel wedelte ich unter James' Nase herum. "Wie sieht es bei dir aus? Auch keine Lust mehr auf Brötchen?"
James seufzte. "Hm...zeig mal her...Eigentlich keine schlechte Idee."
Er setzte sich kurz aufs Sofa und studierte die Karte.
Irgendjemand hatte auf Chase' Smashing Pupkins CD wieder ein paar Lieder zurück gestellt und es begann grade Daphne descends, als ich mich zu James setzen wollte.
He makes you miss him more than home

You love him
You love him more than this
You love him and you cannot, you can't resist
You love him
You love him for yourself
You love him and no one, no one else

Ich verharrte kurz im Gehen und fühlte mich plötztlich wieder von diesem seltsamen, nagenden und auch irgendwie hoffnungslosen Gefühl überrollt. Also schnappte ich mir ein weiteres Budweiser, holte meine Zigarre wieder hervor und humpelte auf den Balkon. Die Tür lehnte ich an, konnte das Lied aber immer noch relativ gut hören.
Ich mochte die Band und ich mochte das Lied - warum also fühlte ich mich dabei plötzlich ständig so elend?
It was all so simple
As you watched him move
Across the darkness in your room

You love him
You love him for yourself
You love him and no one else, no one else

ging es weiter und ich lehnte mich mit geschlossenen Augen an die Wand. Nach einem tiefen Schluck Bier hörte ich, wie jemand heraustrat, rührte mich aber nicht und öffnete auch die Augen nicht, um zu sehen wer es war.
"Da bist du ja", hörte ich James sagen. "Alles okay mit dir?"
Ich öffnete die Augen und wandte mich ihm zu. "Ja", nickte ich. "Ich weiß auch nicht...irgendwas an dem Lied..."
James lehnte sich neben mich an die Wand und sah mich forschend an. Wortlos schaute ich zurück und eine Weile sagte keiner von uns was.
"Wieso machen Sie kein Foto?", hörten wir plötzlich Cameron sagen, die mit einem Glas Wein herausgekommen war.
"Hähm?", fragte ich verwirrt.
"Na, für die Zeit, in der Sie sich nicht gegenseitig anstarren können", meinte sie achselzuckend und beugte sich über die Brüstung.
James räusperte sich. "Wir haben bloß etwas überlegt."
"Was denn?", fragte sie.
"Welche Pizza wir bestellen sollen", entgegnete ich und prompt wandte sie sich interessiert um.
"Pizza? Großartig! Die anderen sollten wir aber auch noch fragen!"
Damit nahm sie James den Zettel aus der Hand und eilte hinein.
Wir sahen uns kurz fragend an, zuckten dann beide die Achseln und ginge auch wieder hinein.

4 Comments:

Blogger Dr. James Wilson said...

Ja vielleicht - aber du erledigst das ja dann schon für einen...

October 10, 2006  
Blogger Dr. Gregory House said...

Ja, ich verschweige nichts...
Peinlich?

October 10, 2006  
Blogger Dr. James Wilson said...

Ich sollte mich langsam daran gewöhnt haben.

October 10, 2006  
Blogger Dr. Gregory House said...

Du hast doch auch gar nichts getan.

October 10, 2006  

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