Saturday, September 30, 2006

Der Freitag bei Rachel (und der Rest des Tages)

Rachel - James' Schwester - ist wirklich nett.
Leider ist ihr Mann ein kompletter Idiot und ich seilte mich schnell ab, um mich mit Sean an dessen Computer zu begeben. Dort daddelten wir eine Weile und er zeigte mir sein Bildbearbeitungsprogramm.
Ein begabtes Kerlchen. Er hat mit diesem Programm den Kopf seiner Freundin (wenn man das in diesem Alter so nennt) auf den Körper von Jennifer Lopez gesetzt. Weitererzählen sollte ich das eigentlich nicht, aber seine Familie liest das hier ja nicht. (Äh, James, bitte halte dicht.)
Ich konnte auch nicht widerstehen, Sean bereits gestern sein Geschenk zu geben, solange wir unbeobachtet waren. Ich habe ihm Der Pate für die Playstation 2 besorgt. Jim hat es natürlich doch mitbekommen und rügte mich, das Spiel sei erst ab 18. "Die Dame an der Kasse hat nicht nach meinem Ausweis gefragt!", entgegnete ich nur und erntete einen entnervten Blick.

Ruth und Nathan eröffneten uns, dass sie bei Rachel und Simon übernachten würden, um noch ein wenig zu helfen. Ich fragte mich zwar, was noch zu helfen sei, da es am Nachmittag lediglich ein Kaffeetrinken im engsten Familienkreis (zu dem ich zwar nicht gehöre, aber dennoch mit eingeladen bin) geben wird und für den Abend bereits ein Saal gemietet und Essen bestellt ist.
Ich grinste, als ich die Gin-Flasche sah. Vielleicht wollten sie einfach noch einen heben. Dabei fiel mir auch ein, dass wir den Lagavulin nicht vergessen durften.
James nahm also Ruth's Chevrolet und wir machten uns auf den Heimweg, unterbrochen von einem Besuch bei Spirituosenhändler. Ich schmunzelte, als Jim eine einzelne Flasche Single Malt einpackte.
"Also die wird nicht reichen, um mich unter den Tisch zu trinken, Jim."
Er schaute mich kurz an und griff dann noch eine zweite aus dem Regal, was ein zufriedenes Grinsen auf mein Gesicht zauberte.

Zurück im Auto versuchte ich nochmal, James auf meine Krankheitsvermutung anzusprechen. Er jedoch starrte stur geradeaus als hätte ich versucht, ihn zu beleidigen und klammerte sich am Steuer fest. "Das ist nicht komisch, Greg!", sagte er nur.
Ich wandte mich ihm zu und klimperte ihn an. "Nein ehrlich, James. Kannst du mich nicht untersuchen nachher?"
"Untersuch dich doch selber - Dr. House!", schoss er nur kurz zurück.
Ich musste schmunzeln und gab Ruhe. Was schlimmes war es ja nicht.

Zurück im Haus schaute ich mich erstmal nach der Stereoanlage um. "Ah! Da ist sie ja!" Wilson trat hinter mich. "Hm?"
Ich deutete auf die Stereoanlage. "Na die Anlage. Mal sehen was deine Eltern für Musik haben, schließlich haben wir ja sturmfreie Bude." Ich grinste breit, weil ich mir wieder vorkam wie ein Teenie auf Übernachtungsbesuch. "Na such du mal schön. Ich zieh mir was bequemeres an," erwiderte James und ging nach oben.
In Filmen ziehen sich die Leute dann immer besonders sexy an, wenn sie sowas sagen... Ich musste wieder grinsen und stöberte durch die CDs. Der Soundtrack der Boondock Saints, wenn das mal nichts war. Ich legte ihn gleich ein, goß James und mir ein Pint ein und humpelte die Treppe hoch in sein Zimmer.
Er zog sich grade ein anderes Hemd über, als ich eintrat und grinste vor sich hin - anscheinend war er mit der Musik einverstanden. Vergewissern wollte ich mich dennoch (ja, ich weiß, es ist auch sein Lieblingsfilm...).
"Genehm, die Musik?" fragte ich und reichte ihm sein Pint.
"Klar!", gab er zurück und nahm einen ordentlichen Schluck.

Super, ich sehe grade, dass Jim das auch schon alles berichtet hat...
Mein Erinnerungsvermögen hört jedoch nicht beim Karusselfahren im Bett auf - ein wenig weiter weiß ich schon noch. Irgendwann kamen wir auf die Idee, noch eine Runde zu pokern - Strip-Poker natürlich und der Verlierer bekam immer einen doppelten Whisky eingeschenkt. So saßen wir irgendwann doch beide nur noch in Boxershorts auf dem Bett und die zweite Flasche Lagavulin war schon deutlich leerer als zu Beginn.
"Bekommich jezz meine Gandzkörpermassage?", nuschelte ich Jim mit einem Grinsen an.
"Wennu nich aufhörst, bekommsu sie taahtsächlich!", gab er zurück und grinste angeheitert.
Ich gluckste und legte mich kurzerhand hin- meinen Kopf in James Schoß. "Äy!", rief er aus, beließ mich aber an Ort und Stelle. Ich schaute zu ihm hoch und bat "Komm schon, saahgs mia doch bidde...."
James sah mir ins Gesicht. "Wassen?"
Ich hob die Hand und stubste gegen seine Nase. "Na, wer jeeeeeeeeeeeeemand is!"
Kopfschütteln.
"Biddööööööööööööööööööööööööööööööööööööö!" Ich schob die Unterlippe vor und ließ sie ein wenig zittern.
"M-m!" Kopfschütteln.
"Dschimm, ich bin doch dein Freund..."
"Egal, chsag nix..."
Ich schmollte, ließ aber nicht locker. "Sag wenigsens wann du die Pähson kennengelernt has."
James verdrehte die Augen. "Na guhd...das war...irgendwann in meiner ähsten Ehe."
Ich dachte kurz nach, so gut mir das in diesem Zustand noch möglich war.
"Solang kennsu mich auch unnefähr..."
Er nickt nur und schenkte uns beiden nach.
Als ich kurz den Kopf anhob, um einen Schluck zu nehmen grinste Jim mich an.
"Sagssu mir jedz wieder ich bin hübbsch?"
Ich stellte das Glas weg. "Habch nich."
Er nickte. "Hasu wohl!"
"Habch nich", beharrte ich. "Ichab gesahg du bis wummerschöhn!"
Aus meinen Glucksen wurde ein unkontrollierter Lachanfall, der kurz nach seinem Beginn von irgendwas erstickt wurde. Was es war, weiß ich leider nicht, denn ab hier hört auch meine Erinnerung auf.

Heute früh wachte ich mit einem furchtbaren Brummschädel auf und versuchte, die Uhr zu erkennen. Es war erst acht, also schloß ich die Augen wieder. James lag quer über mir ausgebreitet und drückte mit seinem Bein schwer auf meines. Ich robbte irgendwie unter ihm hervor und schlief fast gleich wieder ein.
Als ich aufstand um zu duschen, war er schon aufgestanden - ich konnte bereits Kaffee riechen und vermutete ihn in der Küche.
Die Dusche tat gut, mein Kopf wurde etwas klarer und das Schwindelgefühl verschwand ein wenig. Als ich heraustrat und am Spiegel stand, entdeckte ich etwas Merkwürdiges. Einmal am Übergang vom Hals zur Schulter und einmal an meinem Schlüsselbein. Es sah aus wie eine Art blauer Fleck. Ich runzelte die Stirn. Hatte Wilson mich etwa gepitscht? Ich konnte mich nicht erinnern.
Achselzuckend kleidete ich mich an und hinkte die Treppe hinunter in die Küche.
"Morgen Jim!", grüßte ich ihn und nahm mir einen Kaffee.
Er hatte grade den Laptop zugeklappt, sicher hatte er sein Blog mit Infos gefüllt.
"Hallo, Greg!", grüßte er zurück und hielt sich die Stirn.
"Kopfweh?", fragte ich und beugte mich grinsend vor. "Wie wäre es mit einer Allenbyschen Bussibehandlung?"
Ehe er antworten konnte, hatte ich ihm schon einen saftigen Schmatzer auf die Stirn gedrückt.
"Ja, danke", winkte er ab.
Ich setzte mich zu ihm an den Tisch. "Sag mal, hast du mich gestern gekniffen?"
James schaute mich groß an. "Gekniffen? Warum?"
Ich zuckte die Achseln. "Vielleicht hat dir ja mein kleines Schwarzes nicht gefallen." Damit knöpfte ich mein Hemd ein wenig auf und zeigte ihm die seltsamen Flecken. James zuckte zusammen und wurde tiefrot.
"Hey, kein Grund sich zu schämen, so schlimm war es sicher nicht. Sie sind nicht blauschwarz", grinste ich. Dann schaute ich ihn mir genauer an.
"Ich denke, ich habe mich gewehrt...Du hast da auch sowas."
"Was? Wo???" rief er aus.
"Na da, an deinem Hals."
"Oh", meinte er nur."Ich...habe auch keine Ahnung mehr, wie das passiert ist."

Mittlerweile haben wir uns ganz gut regeneriert und machen uns jetzt gleich auf den Weg zum Kaffeetrinken. Das heißt, dass der Smoking erst heute Abend aus dem Schrank geholt wird.

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