Friday, September 15, 2006

Zurück mit Kaffee

So, mit einem weiteren Kaffee fühle ich mich gleich etwas besser.
Ich bin etwas durch den Wind heute und sehr müde.
Ich höre schon die ersten Lästerzungen maulen, ich hätte keinen Grund müde zu sein, nachdem ich gestern meinen Dienst geschwänzt habe.

Wie auch immer, ich bin nach dem Blick auf den Wecker wieder eingeschlafen. Irgendwann wurde ich dadurch wieder geweckt, dass es neben mir hektisch rumpelte, James "A broch!" ausrief und mir seinen Arm entriss.
Benommen schaute ich über meine Schulter zu ihm rüber, als er mich rüttelte.
"Greg! Aufwachen! Verdammt, es ist schon halb 12!!!!"
Ich grinste verschlafen und fragte: "Kannst du nochmal wiederholen, was du gesagt hast, als du aufgewacht bist?"
"Sehr witzig! Oh verdammt, was sollen wir nur sagen?"
Er spurtete ins Bad, während ich seelenruhig im Bett liegen blieb und mir die Decke anschaute. Mit der Zahnbürste im Mund hetzte er zu mir zurück und versuchte, mich zum Aufstehen zu bewegen. Ich schüttelte stur den Kopf. "M-m...keine Chance. Schau doch mal auf die Uhr, das lohnt sich doch kaum noch!"
"Aber nur, wenn man wie du ohnehin immer viel zu früh nach Hause geht!" blubberte James unter der Zahncreme hervor und rannte zurück ins Bad.
Als er merkte, dass er mich damit nicht beeindruckte, unterbrach er seine Hektik kurz. "Greg, das können wir doch nicht machen..."
Ich gähnte. "Ich für meinen Teil bin schon dabei. Aber keine Sorge, ich schließe ab, wenn ich gehe."
Das Telefon läutete, als ich den Satz beendet hatte. James schaute auf das Display. "Na großartig....das ist Cuddy!"
"Na los, geh ran", munterte ich ihn auf.
Zögerlich drückte er auf "annehmen" und meldete sich mit zittriger Stimme.
"Ja....hallo?"
Pause.
"Hrm....also...ja...."
Erneute Pause.
"Ja...wir....beide. Wir waren essen und haben uns den Magen verdorben. Tut mir leid, dass wir uns nicht eher gemeldet haben."
Er lauschte Cuddys Worten und legte dann mit einem "Danke" auf.
Ich hatte mich im Bett aufgesetzt und grinste ihn breit an. "Du hast geloooooooooogen!"
James starrte unbehaglich auf seine Füße.
"Jimmy hat geloooogen!" ärgerte ich ihn weiter, bis er sich sein Kissen schnappte und es mir ins Gesicht warf.
Ich prustete und äffte ihn nach:"A broch!"
James musste nun selber lachen und schoß mit "A choleryeh ahf dir!" zurück.
Ich erhob mich endlich aus dem Bett und ging ins Bad. "Ach komm, ein Bagel mit Schmier zum Frühstück und deine Welt sieht wieder besser aus."
"Frühstück klingt gut!" meinte er und machte sich bereits auf den Weg in die Küche.

An diesem Tag machte ich mir erst die Mühe, mich vernünftig anzukleiden, als ich abends nach Hause fuhr. (Also...schon vorher...nicht erst auf der Heimfahrt!) Wir waren einfach nur faul, schauten Football, spielten World of Warcraft und unterhielten uns oder lungerten rum.
Abends daheim vermisste ich ihn richtig (Fast. Ein bißchen. Eigentlich.) und wunderte mich, wie schnell man sich an ständige Gesellschaft gewöhnen kann. Aber so blieb mir wieder Zeit am Klavier, an das ich mich mit einem Glas Whisky setzte und ein Stück der Waterboys spielte.
Something that is gone
Something that is gone
Something that I had just yesterday
but where I must have laid it
I really couldn't say
Something that was right
but now is wrong
Something that is gone

Something that I lost
Something that I lost
Something that I cradled in my hand
Something rather special
that pertained to all my plans
I'm left here wondering what on earth it was
Something that I lost

Something that I missed
Something that I missed
I've looked all around my room
but it's not here
How can a thing of permanence
so swiftly disappear ?
Something is the cause of all of this
Something that I missed

Das Stück ist einfach herrlich. Machte mich aber wieder depressiv. Nach einigen Gläsern Whisky, mit denen ich zu allem Überfluß 2 Vicodin heruntergespült hatte ging ich zu Bett und schlief schlecht.

Heute früh warteten im Büro meine rote Kaffeetasse (gefüllt natürlich) und ein Thunfisch-Bagel auf mich. Ich runzelte die Stirn. Wer wohl heute mein Wohltäter war? Lange warten musste ich auf des Rätsels Lösung nicht, denn kaum hatte ich mich gesetzt, klopfte es auch schon und Cameron trat ein. Sie lächelte verlegen. "Hallo, Dr.House!"
Ich blickte kaum auf und studierte eine Akte, die auf meinem Tisch lag.
"Ich hoffe, Sie können das Frühstück schon zu sich nehmen", meinte sie weiter.
Ich nickte mit einem kurzen Blick auf sie und murmelte "Hmh, danke."
Sie trat einen Schritt auf meinen Schreibtisch zu. "Ich wollte gestern abend mal nach Ihnen sehen, aber Sie haben mir nicht aufgemacht."
Ich nickte. "Ja, da war ich sicher noch bei Wilson."
Ich stand auf und ging an ihr vorbei. "Ich muss pinkeln."
Das stimmte zwar nicht, aber ich ging trotzdem in Richtung Toiletten und verschwand kurz darin. Wenn ich lange genug wartete, würde sie sicher wieder aus meinem Büro verschwinden.
Meine Rechnung ging auf und sie war nicht mehr da, als ich wiederkam. Zufrieden biß ich in meinen Bagel und trank den Kaffee. Man merkte sofort, dass die Kaffeemaschine ausgetauscht wurde. Cuddy hatte also Wort gehalten. Wie auf Stichwort klingelte bei diesem Gedanken mein Telefon und sie war am anderen Ende der Leitung.
"Guten Morgen, Dr. House! Geht es Ihnen wieder gut?"
"Sonst wär' ich nicht hier", entgegnete ich.
Sie ignorierte das und fuhr fort: "Sicher haben Sie schon bemerkt, dass Sie und Ihr Team nun eine neue Kaffeemaschine haben."
"Mhmmmmmmmm...."
"Und? Haben Sie schon mit Dr. Allenby gesprochen?"
Ich knirschte mit den Zähnen. "Das war das erste, was ich heute tun wollte...."
"Wunderbar, dann verrate ich ihm nichts und baue darauf, dass Sie es baldmöglichst tun werden."
Ich legte einfach auf und holte mir noch eine Tasse Kaffee.
(Was ich im Übrigen jetzt auch grade nochmal tue.)
Es führte kein Weg daran vorbei, ich musste wohl oder übel rübergehen.

Übellaunig ging ich den Gang der Onkologie entlang und stand schließlich vor seinem Büro. Die Jalousien waren geschlossen und ich klopfte an. Niemand antwortete, also ging ich einfach rein.
Bis auf eine dampfende Tasse Tee verriet kaum etwas, dass Allenby heute überhaupt hier war, denn es war sehr aufgeräumt. Auf dem Whiteboard waren einige Notizen in sauberer Handschrift vermerkt und eine einzige, geöffnete Akte lag auf dem Schreibtisch.
Ich sah mich um und studierte die Bilder mit nordenglischen Landschaften an den Wänden. Ungeniert öffnete ich seine Schreibtischschublade, um zu sehen, was sich darin verbarg. Stifte, Autoschlüssel, ein Notizbuch, Papiertaschentücher und...Ich stutzte. Da lag noch ein Schnappschuß von mir (---> ) und mein Bierdeckel aus dem Irish Pub neulich Abend.
Ich konnte kaum fassen, beim Medikamenteeinwerfen bei der Ausgabe fotografiert worden zu sein. Und noch weniger gefiel es mir, mein Bild neben Papiertaschentüchern zu finden, was aber sicherlich meiner schmutzigen Phantasie zu schulden ist. Mit Schwung knallte ich die Schublade zu, setzte mich auf die Fensterbank und ließ die Beine baumeln. Der Platz war angenehm - das Fenster war nur angelehnt und hinter meinem Rücken wehte etwas frische Luft hinein. Ich starrte Löcher in die Luft und wartete auf Allenbys Rückkehr, fest entschlossen, kein Wort über meinen Fund zu verlieren.
Ungefähr fünf Minuten später öffnete Allenby schwungvoll die Tür und verursachte damit einen Durchzug, der das Fenster hinter mir aufriss. Mühsam angelte ich nach meinem Gleichgewicht, kippte ein wenig hinten über und konnte mich grade so noch am Fensterbrett festkrallen, so dass ich nicht rittlings auf den Balkon knallte.
"Ach du meine Güte!" rief Allenby aus, eilte zu mir und reichte mir die Hand. Ich ergriff sie und ließ mich zurück ins Büro ziehen.
Er hielt meine Hand immer noch fest, als er fragte "Was machst du hier?"
Ich schnaubte. "Na was wohl? Ich wollte mich umbringen, aber du hast mich ja wieder reingezogen! Ich wollte was mit dir besprechen, was sonst?"
Er lächelte mich verlegen an und rührte sich nicht.
Schweigen.
"Kann ich meine Hand wiederhaben?" fragte ich schließlich.
Er lief rot an und ließ meine Hand fallen wie eine heiße Kartoffel. "Oh...hab ich nicht gemerkt."
Ich ließ mich vom Fensterbrett rutschen, humpelte um seinen Schreibtisch herum zum Besucherstuhl und bediente mich dabei an dem Frühstück, das er mitgebracht hatte. Er setzte sich mir gegenüber in seinen Stuhl und schaute mich erwartungsvoll an.
"Magst du vielleicht einen Tee?" fragte er dann.
"Hmh, warum nicht?"
Irgendwo an seinem Schreibtisch zauberte er eine Tasse hervor und goß mir ein.
"Danke." Ich schnupperte daran. "Was ist das?"
"Oh, bloß ein englischer Kräutertee aus meiner Heimat", entgegnete er.
Nachdem ich beschlossen hatte, dass er unter meinen Augen unmöglich KO-Tropfen hineingetan haben konnte, probierte ich und es schmeckte mir sogar.
Ich lehnte mich zurück und trank schweigend meinen Tee.
Louis hatte den Kopf in die Hände gestützt und sah mir zu. "Was wolltest du denn mit mir besprechen?"
Ich gab einen undefinierten Laut von mir. "Jaaaaa....also...Ich werde dich ab sofort zusammen mit James, Dr. Wilson, bei deinem Projekt unterstützen."
Sein Gesicht leuchtete auf. "Was?!" rief er aus und beruhigte sich dann peinlich berührt über seinen Ausbruch wieder.
"Ja", sagte ich und drehte mich mit Blick an die Decke in seinem Besucherstuhl hin und her, "ich kann verstehen, dass dich das begeistert."
"Aber aber aber aber das ist ja wunderbar!" strahlte er und suchte einen Schnellhefter aus seiner Schublade heraus. Er errötete kurz erneut, als er offensichtlich mein Bild darin liegen sah und händigte ihn mir dann aus.
"Dann solltest du das hier schonmal lesen. Dr. Wilson kennt es schon, dann sind wir alle auf dem gleichen Stand."
Ich nahm den Hefter entgegen - es war eine Abhandlung über seltene Krebsarten und deren Symptome.
"Okay", sagte ich und erhob mich. "Dann also...auf gute Zusamenarbeit."
Er stand mit auf und sah aus, als wolle er mich umarmen, reichte mir aber stattdessen seine Hand.
"Auf gute Zusammenarbeit!"
Ich ergriff die Hand, schüttelte sie kurz und wandte mich dann zum Gehen. An der Tür wandte ich mich nochmal um. "Eine Frage hätte ich noch."
Louis schaute mich fragend an. "Welche?"
Ich grinste ein wenig boshaft. "Wie um alles in der Welt bist du auf deinen absolut bescheuerten Spielernamen gekommen?"
Er blinzelte verlegen. "In World of Warcraft? Der...der ist aus einem Buch!"
Ich grinste noch breiter. "Ich bin den Lesens durchaus mächtig. Ich kenne das Buch."
"Oh!" machte er kurz, um dann den Blick auf seine Schuhe zu richten. "Ich hatte eine Wette verloren!"
"So", entgegnete ich und öffnete die Tür. "Ich für meinen Teil wäre lieber einen Monat mit Glatze rumgelaufen als zeit meines Lebens mit diesem Namen im Spiel."
Damit war ich aus der Tür und ging zurück in mein Büro.

Auf dem Weg dorthin klopfte ich nochmal bei James an.
"Na? Hast du dein schlechtes Gewissen wieder beruhigt?" fragte ich hämisch.
Er nickte. "Im Gegensatz zu dir habe ich ein Gewissen. Und ja, ich habe es beruhigt. Wir sind nicht aufgeflogen."
"Schwerlich. Wäre ich alleine daheim geblieben, hätte man mich sofort verdächtigt. Aber gemeinsam mit unserem Onkologen-Engel musste ich wohl einfach krank sein."
James griemelte und wies auf seinen Besucherstuhl. "Setz dich doch!"
Ich ignorierte die Geste zum Stuhl und setzte mich auf seinen Schreibtisch, so dass er zu mir aufblicken musste.
"Ich wollte dir ohnehin noch etwas sagen."
Ich nahm einige Chips aus der offenen Tüte, die neben seiner Tastatur lag und schaute ihn erwartungsvoll kauend an.
"Ein paar Kollegen und ich gehen an diesem Wochenende angeln. Wir haben ein Haus gemietet."
"Toll!" meinte ich unbeeindruckt und ließ Chips in meinen Mund rieseln.
"Wir fahren nach Point Pleasant", fuhr er fort. "Und du bist mitgebucht."
Ich schluckte die Chips runter und schaute ihn an. "Ich bin was? Ich angle nicht."
Er zuckte die Achseln. "Ich wahrscheinlich auch nicht. Sieh es einfach als ein entspanntes Wochenende am Wasser."
"Sag es!" entgegnete ich und sah ihn fest an.
"Hm?", fragte er verwirrt. "Was soll ich sagen?"
"Dass du mich liebst und ohne mich nicht mehr leben kannst und ich deshalb mitkommen soll."
Er schnaubte kurz. "Du bist...blöd!"
"Sag es!" grinste ich hämisch.
Und in dem Moment, als Cuddy eintrat meinte er schließlich: "Greg, mein Angebeteter! Ich liebe dich abgöttisch und kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen. Bitte, begleite mich am Wochenende zum Angeltrip!"
Cuddy starrte ihn an wie einen Außerirdischen. Auf seinen Wangen bildeten sich hektische Flecken und er starrte zurück. Ich grinste breit, klopfte ihm auf die Schulter und sagte: "Brav."
Damit ließ ich mich von seinem Schreibtisch rutschen und humpelte an Cuddy vorbei hinaus. Auf halbem Wege drehte ich mich nochmal um und meinte: "Aber natürlich komme ich mit!"
Von unterdrücktem Lachen geschüttelt machte ich mich auf den Weg zurück in mein Büro, wo ich erst einmal Allenbys begonnene Abhandlung las. Ich war überrascht. Er war gut.

Eine Stunde später klingelte mein Telefon und ich sah Wilsons Nummer im Display.
Er klang säuerlich.
"Greg, das war nicht witzig!"
Ich schmunzelte. "Oh, das fand ich aber schon!"
"Ich bin verdammt in Erklärungsnot gekommen!"
"Wieso hast du es nicht einfach auf sich beruhen lassen?"
"Wie könnte ich das?" seufzte er und fuhr dann fort. "Hör mal, wir werden so gegen 18:30 Uhr bei dir abgeholt. Sieh also zu, dass du bis dahin gepackt hast."
"Aber ja doch, mein Schatz", flötete ich ins Telefon und legte auf.

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