Monday, October 16, 2006

Samstagnacht die Zweite

Es wurde wieder nass auf seiner Wange, das konnte ich deutlich sehen, weil es plötzlich im Sternenlicht glitzerte.
Trotzig wischte er die Nässe weg und starrte weiter vor sich hin.
Ich hob die Hand und fuhr ihm durchs Haar. Kurz reagierte er nicht, wandte dann aber den Kopf und sah mich an.
Ich schaute stumm zurück und kraulte ihm weiterhin leicht durch die Haare. James schloß kurz die Augen, sah mich dann aber wieder an und schluckte.
"Vielleicht", begann er und verstummte wieder.
Ich sah ihn aufmerksam an. "Vielleicht", fuhr er fort, "sage ich es dir doch...."
Da keine Antwort von mir kam atmete er einmal tief durch. "Okay...ich werde dir sagen, wer mein 'jemand' ist...."
"Das musst du nicht", antwortete ich leise. "Du willst es doch eigentlich gar nicht sagen."
"Doch, das möchte ich nun", antwortete er und beugte sich über mich.
"Greg, ich liebe...."
Der Rest wurde ärgerlicherweise in einem ohrenbetäubenden WOMM!!!! verschluckt, gleichzeitig blitzte es und ich fuhr erschreckt hoch wie ein Kastenteufel, nur knapp mit meinem Kopf James' Kinn verfehlend.
"Heiland! Was war das denn????"
Wie zur Antwort prasselte sogleich der Regen hernieder und wir machten, dass wir auf die Beine kamen. Die Decke hielten wir halb über uns und "eilten", so schnell es mir mit meinem Humpeln möglich war zum nächsten Baum, wo wir kurz stehenblieben.
Es blitzte und donnerte wie verrückt und der Regen wurde immer stärker. Ich schaute hinauf.
"Ich denke nicht, dass es sich lohnt, hier stehenzubleiben. Es hört sicher so schnell nicht auf..."
James nickte bloß und wir gingen weiter. Unterwegs trat er mit aller Kraft gegen eine Mülltonne, so dass sie zerbeult umfiel und der Inhalt durch die Gegend flog.
"So eine verdammte Scheiße kann aber auch bloß mir passieren!", brüllte er und ballte eine Faust.
Ich legte unter der Decke meinen linken Arm um seine Hüfte und drückte ihn beruhigend. "Du kannst es mir gleich im Trockenen auch noch sagen."
Er schüttelte den Kopf, während wir weiterstapften und biss die Zähne zusammen.
"Nein, jetzt hat mich der Mut wieder verlassen. Es soll wohl noch nicht sein, sonst hätte das scheiß Wetter mir keinen Strich durch die Rechnung gemacht..."
Wir waren inzwischen tropfnass, die Decke um uns herum war vollkommen durchweicht und es machte auch keinen Sinn mehr, sie als Regenschutz über unsere Köpfe zu halten.
"Wir hätten einfach mit dem Arsch im Bett bleiben sollen", meinte ich trocken und James schaute mich von der Seite her an.
"Was müssen wir nur für ein Bild abgeben?", fragte er und musste grinsen. So glücklich war ich selten, ihn endlich wieder lächeln zu sehen. Er hatte so mitgenommen gewirkt eben.
Ich grinste zurück und zuckte mit den Schultern. "Wenn jetzt ein Kind nach draußen schaut denkt es, das Monster unter seinem Bett mache einen Ausflug..."
Wir hielten kurz inne, als wir hinter uns ein Juchzen und Kreischen hörten.
"Eeeeeeve, jetzt KOMM endlich! Wir werden sickenass!!!"
Meine Augen weiteten sich. "Scheiße!"
James zog mich rasch hinter den nebenstehenden Busch und wir kauerten uns dahinter, was für mein Bein sagenhaft unbequem war.
Es war tatsächlich Cameron! Was um alles in der Welt tat sie denn hier? Sie zerrte an einer albern kichernden Freundin herum, die es sich in den Mund regnen ließ. Unglücklicherweise blieben sie direkt vor "unserem" Busch stehen.
"Eve, verdammt!!"
Eve kicherte weiter. "Ich komm erst weiter, wenn du mir von ihm erzählst!"
"Da gibt es nichts zu erzählen!", schoss Cameron zurück.
"Ich dachte, ihr hattet ein Daaaaate?"
"Das Date war schrecklich!"
Es wurde mir immer unbequemer und ich hoffte sehr, sie würden endlich verschwinden.
Plötzlich fiel mir ein Gespräch zwischen Cameron und Chase ein, das ich mit halbem Ohr mitbekommen hatte. Sie meinte dabei, dass sie schreckliche Angst vor Das Schweigen der Lämmer hätte.
Ein diabolisches Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit und James schaute mich von der Seite her an. Bevor er etwas tun konnte, krächzte ich mit verstellter Stimme aus dem Gebüsch "Es soll sich mit der Lotioooooon einreiben!"
Beide verstummten in ihrem Gespräch und James hielt mir die Hand vor den Mund, weil mich ein unkontrollierter Lachanfall zu übermannen drohte.
Cameron kreischte auf und die beiden rannten fort, was das Zeug hielt - ihre Schreie waren noch eine ganze Weile zu hören. Mir liefen inzwischen schon die Tränen aus den Augen und endlich nahm Jim die Hand von meinem Mund. Ich prustete los und er lachte aus vollem Hals mit.
"Was müssen die bloß gedacht haben?", japste er.
Ich war rückwärts mit dem Hintern in eine Pfütze gefallen, musste aber immer noch lachen. "Keine Ahnung!", keuchte ich und hielt mir die Rippen. "Ich kann nicht mehr!"
James half mir grinsend auf. "Dein süßer Hintern wird ganz nass..."
Von Zeit zu Zeit immer mal wieder von Lachanfällen unterbrochen schlichen wir zurück zum Haus.

Drinnen angelangt trockneten wir uns erstmal notdürftig ab und nahmen dann jeder eine heiße Dusche. (Nacheinander!)
Ich kam im Pyjama zurück ins Wohnzimmer, rubbelte mir schnell die Haare trocken und sah James schon auf dem Sofa sitzen. Er hatte ein paar Kerzen angezündet und es lief Tonight, wahrscheinlich von meiner CD. Das allerschönste waren die zwei dampfenden Tassen Kakao mit Sahne, die auf dem Tischchen vor dem Sofa standen. (Oder aber James mit zerzausten und leicht feuchten Haaren, da kann ich mich schlecht entscheiden...)
"Hmmmmm...Liebling, du kannst ja Gedanken lesen", schnurrte ich und kuschelte mich an ihn. Statt meckernd abzurücken blieb er erstaunlicherweise so sitzen, lächelte bloß und reichte mir eine der Tassen. Also blieb ich auch so sitzen und wir schlürften einträchtig unseren Kakao und wärmten uns weiter auf.
"Hast du da einen Schuß Rum reingetan?", fragte ich nach kurzem Nachschmecken.
James nickte. "Mir war so nach Lumumba..."
Ich hielt die Tasse mit beiden Händen fest, genoß die Wärme, die sich in mir ausbreitete und legte meinen Kopf an seine Schulter. Normalerweise bin ich eigentlich nicht so anhänglich (glaube ich).
James bewegte leicht den Kopf und schmiegte kurz seine Wange an meinen Kopf. "Du bist ein schmusiger Krüppel", meinte er auf unser Gespräch am Nachmittag anspielend und ich konnte das breite Grinsen in seiner Stimme hören. "Vielleicht möchte dich ja doch mal einer haben."
"Einen wüßte ich schonmal", meinte ich trocken ohne den Kopf zu heben. James giggelte leise und legte seinen Arm um mich. Ich nahm noch einen Schluck Kakao und schloß die Augen. Das war unglaublich angenehm und ich wollte meine Position nicht so schnell wechseln.
Ich dachte darüber nach, wie wir vor dem Gewitter am Strand gesessen hatten und draußen donnerte es immer noch und der Wind pfiff ziemlich stark ums Haus.
"Riecht das Meer nachts eigentlich anders?", fragte ich nach einem weiteren Schluck Lumumba.
"Wieso?"
"Es kam mir so vor. Vielleicht, weil keine Autos rumfuhren, aber es roch irgendwie frischer und sauberer."
James verbarg kurz sein Gesicht in meinen Haaren und mir wurde etwas schwummerig zumute. Seltsam, dass mir das bißchen Rum so schnell in den Kopf zu steigen schien.
"Hmmmm....zumindest DU riechst nachts anders..."
Ich hob kurz den Kopf und sah ihn leicht verwirrt an. "Äh?"
"Ja...nach Seife, Zahnpasta und Weichspüler..."
"Weichspüler?" fragte ich und hob erneut kurz den Kopf.
James zog mich ein wenig enger an sich und eine neue Woge von Schwindelgefühl überrollte mich.
"Ja, riech ich ganz deutlich...Von deinem Pyjama..."
"So", meinte ich bloß und trank meinen Kakao aus. "Jetzt ist sicher noch Schoko-Sahne dazugekommen...."
"Ja, da kann man sich dran gewöhnen", entgegnete James nur und wir schauten dann schweigend aus dem Fenster auf die Terrasse hinaus, wo die Bäume sich im Wind bogen und es von Zeit zu Zeit hell aufblitzte.
Irgendwann schlief ich so ein.

13 Comments:

Blogger Dr. James Wilson said...

Du hast wirklich sehr gut gerochen ... aber du bist wirklich verdammt schwer.

October 16, 2006  
Blogger Dr. Gregory House said...

Tut mir leid.
Es lag nicht in meiner Absicht, an dir wegzunicken.

October 16, 2006  
Blogger Dr. James Wilson said...

Wegnicken - du hast tief und fest geschlafen ...

October 16, 2006  
Blogger Dr. Gregory House said...

Ja...ich hatte es auch sehr bequem...

October 16, 2006  
Blogger Dr. Allison Cameron said...

Also sie waren das Nachts am Strand!
Wir hatten fast einen Herzinfarkt!!!

October 16, 2006  
Blogger Dr. Eric Foreman said...

VERDAMMT - und ich dachte schon, wir erfahren jetzt endlich, wer Wilson's 'Jemand' ist! Und dann kommt dieses blöde Gewitter!

Allison, ich hoffe, du kannst mir verzeihen, aber... bei der Strand-Szene mit euch konnte ich fast nicht mehr vor Lachen!

October 16, 2006  
Blogger Dr. Robert Chase said...

Wenigstens bin ICH nicht die einzige Person, über die du dich so amüsierst, Foreman!!!

October 16, 2006  
Blogger Dr. James Wilson said...

Ja die Szene mit der Looooootion war wirklich göttlich! Hätte nicht gedacht, dass man mit Stöckelschuhen so schnell rennen kann.

Ich am überlegen noch ein wenig über Sonntag zu schreiben, denn ich sitze zu Hause und bin noch alleine.

October 16, 2006  
Blogger Dr. Allison Cameron said...

ich hatte keine Stöckelschuhe an, sondern Flip Flops!
Wer geht schon in Stökelschuhen zum Strand?

October 16, 2006  
Blogger Dr. James Wilson said...

Frauen ...

October 17, 2006  
Blogger Dr. Gregory House said...

Stöckel-Flip-Flps, ich hab sie doch gesehen!

October 17, 2006  
Blogger Dr. Allison Cameron said...

Da waren keine Stöckel dran!
Aber wenn sie meinen...

October 17, 2006  
Blogger Dr. Gregory House said...

Mir doch vollkommen egal, was Sie an den Füßen tragen!

October 17, 2006  

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