Tuesday, October 17, 2006

Der Sonntag begann...nicht so gut

Während ich mich abtrocknete und anzog, konnte ich James im Bad noch vor sich hinschimpfen hören.
"Jetzt hör endlich auf! Du bist es doch selber schuld!", rief ich in Richtung Bad. Ohne Erfolg, die Tirade war zwar gedämpft, weil sie zwischen den Zähnen hervorgestoßen wurde und nicht zu verstehen, aber sie ging weiter.
"James, leg dich einfach in die Wanne und genieße den Rest deines Bades! Aufwischen können wir gleich gemeinsam!"
"Ich mache heute GAR NICHTS mit dir gemeinsam!", keifte es aus dem Bad und ich seufzte tief. Was wollte er eigentlich? Er hatte mich schließlich herausgefordert.
Sowohl vor dem Aussperren als auch vor dem Kuss in der Badewanne.
Ich verkniff mir eine weitere Bemerkung, weil ich das Gefühl hatte, das würde alles bloß unnötig aufschaukeln. Also zog ich schweigend mein rotes Hemd über ein schwarzes T-Shirt und humpelte die paar Schritte nach draußen zum Bäcker.
So viel Auswahl....womit konnte ich ihn wohl besänftigen? Ich nahm Croissants, Milchbrötchen und normale Brötchen, zusätzlich noch eine Mohnschnecke und hoffte auf dem Heimweg, dass er sich etwas beruhigt hatte.

Mein Wunsch schien erfüllt zu werden, denn ich hörte nur ab und an ein Plantschen aus dem Badezimmer. Während ich so leise wie möglich Frühstück vorbereitete und sogar Milch aufwärmte und aufschäumte, um uns Latte Macchiato zu machen hörte ich, wie Bewegung ins Bad kam. Der Trotzkopf schien alleine aufzuwischen. Danach war der Fön zu hören und im Augenwinkel sah ich ihn dann mit einem Handtuch um die Hüften im Schlafzimmer verschwinden.
Kopfschüttelnd verteilte ich Rührei und Speck auf zwei Teller, stellte die Lattes dazu und setzte mich an den Tisch. Im Hintergrund hatte ich den Soundtrack von Amélie aufgelegt und hoffte, das würde zur Entschärfung der Situation beitragen.

Ich nippte abwesend an meinem Latte und schaute nach draußen, als er in die Küche kam. Er schnaufte abfällig und setzte sich an den Tisch.
Ich zog es vor, nicht zu reagieren und schaute in meinen Becher.
James hatte sich derweil ein Croissant genommen und machte sich über Ei und Speck her. Das Schweigen war ziemlich gespannt und ich schaute unangenehm berührt auf meine Finger. Im Augenwinkel konnte ich sehen, dass James mich immer wieder ansah, nur sagte er nichts.
Irgendwann seufzte er. "Bist du nicht hungrig?"
Ich schüttelte den Kopf und sah weiterhin nach draußen.
"Das Ei ist aber gut...Nimm wenigstens so ein Milchbrötchen..."
Ich fühlte mich viel zu elend zum Essen, da die gespannte Stimmung mir an die Nieren ging und ich mir bewußt war, dass ich es übertrieben hatte. Die Art, auf die er nachher noch im Bad herumgeschimpft hatte, ließ keinen Zweifel offen und ich dachte mir, dass er mich am liebsten mit einem kräftigen Tritt in den Hintern zurück nach Plainsboro befördern würde. Nach dem, was er mir noch zugerufen hatte, konnte ich anscheinend froh sein, dass er noch an einem Tisch mit mir saß.
Und dass nach seiner schlimmen Stimmung, die ihn gestern bzw. heute früh noch herausgetrieben hatte. Der Rest des Abends oder eher der Nacht war so schön gewesen und ich hatte es mal wieder versaut.
Ich schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck Latte. James starrte zu mir rüber und analysierte sicher, ob es ungesund war, nicht zu essen, ob ich zu viele Tabletten genommen hatte und was auch immer sonst noch.
Ich hasste mich selber für den plötzlichen Stimmungsumschwung. Eben noch war ich selbstgefällig und überzeugt gewesen, James sei alles selber Schuld. Und nun hatte ich eine kindische Angst, er könne dieses Mal zu sauer auf mich sein und es vorziehen, mich nie mehr wieder zu sehen. Unwillig kippte ich den Rest des Kaffees hinunter und nahm mir eine weiteren, dieses Mal einen normalen.

2 Comments:

Blogger Dr. James Wilson said...

Das Ei war wirklich gut ... genauso wie das Tandoori Huhn am Abend.

October 17, 2006  
Blogger Dr. Gregory House said...

Das freut mich.
Ich hatte richtig Angst, das Essen zu versauen.
Du bist da der talentiertere von uns beiden.

October 17, 2006  

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