Wednesday, October 18, 2006

Sonntag IV

Wir sind heimlich zu Wilson nach Hause gefahren und er hat rasch ein paar Sachen zusammengepackt. Julie war glücklicherweise nicht da.
Jetzt liegt er auf meinem Sofa und schläft noch eine Runde - er ist ziemlich ausgeknockt von seine Medikamentenmix. Mal sehen...je nachdem, wie es ihm morgen früh geht, melde ich uns beide kurzerhand krank.
Die Pizza habe ich eben in den Ofen geschoben - es riecht wirklich schon gut und ich denke, sie wird schon gelingen. Auf dem Weg nach Hause habe ich noch ein paar Flaschen alkoholfreier Getränke besorgt - James sollte heute nicht auch noch Alkohol zu seinem Drogencocktail hinzufügen. Er sieht so friedlich aus auf dem Sofa. Es ist seltsam, dass ich immer wieder zu ihm rüberschauen muss.

Aber weiter im Text zu Sonntag. Ja, ich habe die Bedienung bezahlt, um nicht mit Allenby zu reden. Ist das tatsächlich so schlimm? Was würden SIE denn tun, wenn ihnen in einem Kurzurlaub jemand begegnete, mit dem Sie nun überhapt nicht sprechen wollten?
Genützt hat es leider gar nichts.

Ich lugte unter dem Tisch hervor und sah, wie er sich genau drei Tische weiter mit einem Mann, der in etwa Wilsons Alter hatte hinsetzte.
"Hey! Da sitzt er schon! Jetzt TUN Sie was!", zischte ich Norma zu. Diese aber zuckte nur mit einem Grinsen die Schultern.
"Tut mir leid, das sind nicht mehr unsere Tische. Da kan ich nichts machen...."
Aufgebracht rabschte ich ihr die 50 $ wieder aus der Hand.
"Hey!"
"Nichts hey! Sie haben das nicht verdient! Zahlen bitte!"
Mürrisch rechnete sie zusammen, ich zahlte und wir versuchten, uns heimlich aus dem Staub zu machen.
Versuchten wohlgemerkt!
"Gregory?", hörte ich es keine 30 Sekunden nach unserem Aufbruch hinter uns herrufen.
Ich stubste James in die Seite. "Lass uns abhauen...tun wir so, als hätten wir nichts gehört..."
Zu spät. Ein srahlender Louis griff nach meinem Arm.
"Gregory! Wie schön, Dich...ähm...Euch hier zu treffen!"
Ich sagte nichts, dafür meldete sich James zu Wort.
"Sind Sie nicht krankgeschrieben? Foreman hat uns sowas mitgeteilt...."
Allenby wurde rot. "Hm...ja...schon...aber Dr. Cuddy meinte, ich solle mal raus, etwas anderes sehen. Und da mein Bruder sich überraschend gemeldet hatte, dass er hier ist, dachte ich mir, ich besuche ihn." Dabei wies er auf den Tisch, an dem er eben noch gesessen hatte.
Mürrisch nickte ich dem winkenden Mann daran zu und merkte ganz genau, wie er mich von oben bis unten musterte.
"Kommen Sie doch kurz zu uns, ich lade Sie beide ein!", schlug Louis vor.
James und ich sahen uns kurz an, zuckten dann synchron die Schultern und setzten uns in Bewegung in Richtung des Tisches.
Norma grinste mich im Vorbeigehen zuckersüß an und fing sich meinen Todesblick ein.

"Das ist mein Bruder Chandler", stellte er den anderen Mann vor. Ich setzte mich hin, ohne ihm die Hand zu schütteln, und sah James dabei zu, wie er das stattdessen tat.
"Hallo, Mr. Allenby. Ich bin James Wilson und das ist Gregory House."
Dann setzte er sich neben mich und trat unter dem Tisch nach meinem Schienbein, was wohl bedeuten sollte, dass ich unhöflich war.
"Das ist also der berühmte Dr. House...", begann Chandler grinsend und bedachte seinen Bruder mit einem zwinkernden Seitenblick. Louis lief rot an und ich zog eine Braue hoch.
"Berühmt?"
Chandler strich sich eine Strähne aus der Stirn. "Ja, Louis redet von kaum etwas anderem..."
Da wollte wohl jemand seinen schlotternden Bruder dazu bringen, Nägel mit Köpfen zu machen. Jedenfalls sah Allenby plötzlich aus, als bereue er es, uns an seinen Tisch eingeladen zu haben.
Ich lehnte mich zurück. "Ist das so?" und zog eine Braue hoch.
"Ähm...", begann Louis, wurde aber von seinem Bruder unterbrochen.
"Aber ja. Er hat einen richtigen Narren an Ihnen gefressen, glaube ich."
"Kaum zu glauben", meinte ich trocken und bedachte James, der krampfhaft ein Lachen unterdrückte, mit einem strafenden Seitenblick. "Die meisten Leute gehen mir eher aus dem Weg..."
"Oh, er vermisst Sie, sobald Sie einen Fuß aus dem Krankenhaus gesetzt haben!", vesetzte Chandler. Er schien mächtig Spaß an dem Schauspiel zu haben und stubste Louis in die Seite.
Wir bestellten inzwischen Kaffee und ich schwor mir, die Tasse so schnell wie möglic leerzutrinken und den Abgang zu machen.
"Er sollte besser Dr. Wilson hier vermissen", grinste ich. "Schließlich ist er sein Abteilungsleiter, nicht ich."
Louis schluckte und sein Bruder sah mich mit funkelnden Augen an. "Er scheint Sie attraktiver zu finden!"
"Attraktiv?!", fragte ich und runzelte die Stirn.
Louis schien nach einem Loch im Boden zu suchen, in dem er verschwinden konnte und sein Bruder grinste breit. "Das war nur...Spaß. Aber er hält wirlich große Stücke auf Sie. Ich bin froh, Sie mal von Angesicht zu Angesicht zu treffen."
James erwies sich als Retter in der Not und lenkte das Gespräch gekonnt auf den USA-Aufenthalt von Chandler Allenby. Ich warf Louis noch einen Todesblick zu und widmete mich schweigend meinem Kaffee.
Als der endlich vernichtet war, stand ich auf und bedankte mich freundlich. Ich bedauerte heuchlerisch, dass wir nun gehen mussten und legte James eine Hand auf die Schulter.
"Außerdem habe ich Lust auf ein Bad..."
James verschluckte den Rest seines Kaffees und verabschiedete sich hustend.

Statt zurück zum Haus zu fahren, schlenderten wir allerdings noch ein wenig durch den Ort und gönnten uns ein Schälchen Krebse und Muscheln. Mampfend lehnten wir uns an einen Zaun und ließen uns den Wind durch die Haare wehen.
"Ein Bad also...soso", meinte James schließlich mit einem Seitenblick zu mir.
Ich wandte mich ihm zu und grinste. "Ja, warum nicht?"
"Was für eines stellst du dir denn vor?"
Ich schaute nachdenklich in die Ferne und sah ihm dann wieder in die Augen.
"Hm...."
Er schaute nur zurück, ein großes Fragezeichen in den Augen.
"Jaaaa...alsoooo...in etwa so eines wie heute früh. Nur nicht unbedingt im Schlafanzug...", grinste ich mit einem anzüglichen Augenaufschlag.
Das brachte mir einen Schlag auf den Hinterkopf ein.
"Du bist wirklich unmöglich!"
Insgeheim musste er allerdings lachen und ich war froh, dass er diesen...Vorfall nun unter der Rubrik Kuriosum ablegen konnte.

3 Comments:

Blogger Dr. Eric Foreman said...

Ist das zu fassen?
Und uns gegenüber mimt Dr. Allenby das heulende Elend!

October 18, 2006  
Blogger Dr. Robert Chase said...

Weißt du, was ich noch komischer finde?!
Wenn ICH krank bin, will mir jemand ein Röhrchen in den Schwanz schieben, aber wenn ER krank ist, bekommt er gesagt, "er müsse mal raus und etwas anderes sehen"...!

October 18, 2006  
Blogger Dr. Gregory House said...

Das kommt immer drauf an, wer diese Dinge sagt.
Cuddy ist da weniger radikal als ich und es gibt eben Menschen, bei denen ich ganz froh bin, wenn sie nicht da sind.

October 19, 2006  

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